Geschichte des Kosakentums

Geschichte des Kosakentums

Seit dem 15. Jahrhundert gibt es in den ukrainischen Steppen sogenannte Beuter, zu denen später noch Flüchtlinge von der polnischen Herrschaft stießen. Auf dem neuen Territorium waren sie gezwungen, sich ständig vor Tataren zu verteidigen. Im Laufe der Zeit vereinten sich die Steppenbeuter in einzelne bewaffnete Gruppen, die nicht nur Angriffe von Tataren abwehrten, sondern auch selber die tatarischen Truppen und Städte angriffen. Man fing an, diese tapfere Menschen Kosaken zu nennen.

Aus allen Sozialschichten kamen Menschen zu den Kosaken (Bauern, Bürgern, Adligen). Sogar Ausländer waren dabei. Die Saporoger Kosaken lebten am niedrigen Dnjepr, jenseits der Stromschnellen („za Porogami“), daher stammt auch der Name.

Man sagte im Volksmund „Ein Saporoger Kosak könne selbst den Teufel um den kleinen Finger wickeln“. Über die „ruhmreichen Ritter“ des Saporoger Heers wurden Sagen, Legenden und Lieder verfasst. Man sagte, einen Kosaken treffe keine Kugel und schlage kein Säbel. Worin liegt die Kraft von Kosaken, wo kommen ihre berühmt-berüchtigte Tapferkeit und Unverletzbarkeit? Jeder ukrainische Schüler weiss, wie dieses mächtige und mutige Heer entstanden ist. Das sind jene Menschen, die nach Süden, in die wilden Steppen, weg von der Leibeigenschaft und der Staatsgewalt gezogen sind. Als „Kosak“ bezeichnete man freie Menschen, die von keinem abhängig waren. Dann liegt vielleicht das Geheimnis ihrer Tapferkeit gerade darin? Flüchtige Räuber und Leibeigene hatten nichts zu verlieren. Deswegen stürzten sie sich auf die Suche nach Essbarem und die Verteidigung von Saporoger Sitsch und danach der ganzen Ukraine.

Liegt es möglicherweise am Auswahlverfahren? Jeder orthodoxe Mann konnte Kosak werden. Unabhängig von seiner Rasse und Standeszugehörigkeit. Die Hauptbedingung war: Willst Du zu einem Ritter des ruhmreichen Saporoger Heers werden, dann musst so Du Prüfungen bestehen.

Man befestigte, zum Beispiel, ein Brett zwischen zwei Felsen und liess über das Brett schreiten. Und nicht einfach so, sondern mit verbundenen Augen. Wenn man stolperte, dann wurde man unten aufgefangen. Aber man wurde nicht mehr aufgenommen. Mann musste weiter trainieren und in einem Jahr wieder kommen. Hat man, hingegen, alles überstanden, so durfte man sich anschliessen. Allerdings ohne Frauen und Kinder, denn für sie war der Weg zu Sitsch versperrt.

Es gibt noch eine Variante, die aber sehr umstritten ist. Es ging das Gerücht um, dass die Unverletzbarkeit der Saporoger Kosaken magischer Herkunft sei. Man sagte, dass die Kosaken- Harakterniks (Saporoger Zauberer) die Kugeln beschwören, „das Auge ablenken“, den Menschen „morok“ (Nebel und Schlaf) aufbeschwören konnten. Und das ist erst der Anfang. Den Kosaken- Harakterniks schrieb man auch noch die Fähigkeiten sich in die Tiere zu verwandeln, das Wetter zu beeinflussen und sogar die Toten wieder auferstehen zu lassen, zu. Man dachte, dass fast alle Kosakenanführer (Hetman, Ataman, Oberst) magische Kräfte besassen.

So eine Verbindung zwischen den Kosaken und der Magie ist sehr verwunderlich. Eines der grundlegenden Gesetze in Sitsch, welches man nicht verletzen durfte, war der offenherzige Glaube eines Saporogers.  Und zwar der orthodoxe Glaube. Und die magischen Praktiken gelten im Christentum als eine der furchtbarsten Sünden. Wie kommt es dann?
- Das alles sind nur Gerüchte, - erklärt der Ataman der Losowskaja Kosakenhundertschaft, Heeresvorsteher Nikolaj Nakonetschny. – Diese Gerüchte werden von Menschen verbreitet, die dem orthodoxen Glauben schaden wollen. Die Kosaken konnten doch nicht ein Gotteshaus und einen Geistlichen auf dem Sitsch-Territorium haben und gleichzeitig mit dunklen Mächten befreundet sein.

Die Unverletzbarkeit der Saporoger Kosaken erklärt Nakonetschny auf eine christliche Art: die Menschen, die für ihre Heimat kämpften, darunter auch die Kosaken, kämpften nicht mithilfe von dunklen Mächten, sondern mit Gottes Hilfe.

Zurzeit zeigen die ukrainischen Kosaken ihre Tapferkeit ausschließlich zu friedlichen Zwecken. Sie bewachen die Ordnung während eines Gottesdienstes, damit orthodoxe Menschen in Ruhe beten können.  Es kommt vor, dass jemand ins Gotteshaus kommt, um Geld einzutreiben, um etwas zu stehlen, was unbehütet ist, oder um sich einfach zu amüsieren. Die modernen Kosaken schützen die Orthodoxen vor solchen Menschen, so Nikolaj Nakonetschny. Und nicht umsonst fällt der Tag des Kosakentums auf ein großes orthodoxes Fest   – Mariä Schutz. Die Kosaken werden also doch von höheren Mächten behütet.